Schwimmen wird immer wieder als gelenkschonende Sportart empfohlen, vor allem bei Übergewicht, nach Operationen oder bei vorhandenen Problemen am Halte- und Stützapparat. Das ist theoretisch auch richtig. In der Praxis sieht es aber leider oft ganz anders aus.
Was ich im Schwimmbad sehe
Als Trainer verbringe ich viele Stunden im Schwimmbad. Und das regelmäßig. Dabei treffe ich neben neuen Leuten auch immer wieder die gleichen alten Bekannten. Es gibt also Menschen, die regelmäßig schwimmen gehen, um etwas für ihre Gesundheit zu tun oder ihre Leistung zu verbessern. Das freut mich als Trainer. Gleichzeitig ist es aber manchmal erschreckend zu sehen, wie diese Leute schwimmen. Noch schlimmer ist es oft bei den Tagesgästen, die ich nur einmal oder sehr selten im Bad sehe. Diese Leute schwimmen oft mit einer komplett falschen Technik. Nun muss ja nicht jeder gleich ein Michael Phelps werden, einem Verein beitreten oder einen Trainer aufsuchen. Aber im Sinne der eigenen Gesundheit ist eine grundlegende Technik notwendig!
Warum es mir als Trainer weh tut
Mit einer falschen Technik zu schwimmen ist weder gesund noch gelenkschonend. Es kann mittel- bis langfristig sogar zu gesundheitlichen Problemen führen. Besonders betroffen davon sind:
- das Schultergelenk (falscher Armzug)
- die Halswirbelsäule (falsche Kopfhaltung)
- Lendenwirbelsäule (falsche Körperhaltung im Wasser)
- Kniegelenke (falsche Beintechnik)
Die „Schwimmschulter“ ist das klassische Pendant zum Tennisellbogen und Golferellbogen. Kniegelenke werden durch falsche Brustbeinschläge noch mehr belastet. Und manche Leute haben Hals- und Nackenprobleme einfach nur deshalb, weil sie regelmäßig erhobenen Hauptes brustschwimmen. Hast du dir schon mal angesehen, wie die Wirbelsäule bei den Kopf-über-Wasser-Brustschwimmern überstreckt wird? Versuch mal eine Stunde lang in die Luft zu schauen. Das ist anstrengend und du wirst vollkommen verspannt sein. Willst du wirklich so schwimmen? Mit einer falschen Schwimmtechnik werden Gelenke permanent in einer ungünstigen Position bewegt oder gehalten und somit biomechanisch falsch beansprucht. Auch wenn durch den Auftrieb im Wasser die Gelenke entlastet werden, so führt eine falsche Beanspruchung trotzdem zu Problemen. Diese ungünstige Beanspruchung ist auch leistungsmindernd und auf Dauer sogar anstrengender als eine korrekte Schwimmtechnik. Die bessere Technik ist auch der Grund, warum es bei Profis immer mühelos und einfach aussieht und diese trotzdem wesentlich höhere Leistungen erbringen können. Es liegt nicht (nur) an der Kraft und Ausdauer!
Was man dagegen tun könnte
Oft sind es nur Kleinigkeiten, die zu korrigieren wären. Mit ein paar Technikübungen könnte man hier Abhilfe schaffen. Damit wird schwimmen wirklich gelenkschonend und gesund!
- Der Kopf gehört ins Wasser! Gerade beim Brustschwimmen ist es wichtig, den Kopf ins Wasser zu bekommen. Nur dann wird die Halswirbelsäule entlastet. Gleichzeitig wird auch die Wasserlage massiv verbessert und man schwimmt viel leichter und eleganter. Zwei Übungen dazu findest du in meinem Artikel “Wie man richtig schwimmt”
- Personen mit Knieproblemen sollten entweder den richtige Brustbeinschlag erlernen oder, noch besser, auf einen anderen Schwimmstil wechseln. Rückenschwimmen und Kraulschwimmen sind technisch gesehen sogar wesentlich einfacher als Brustschwimmen.
- Wenn du Bandscheibenprobleme hast, solltest du jedenfalls auf Rücken- und Kraulschwimmen wechseln. Denn auch richtiges Brustschwimmen und Delphinschwimmen erfordert auf Grund der Technik schon eine sehr bewegliche Wirbelsäule.
- Beim Kraulschwimmen ist die Rotation um die Körperlängsachse entscheidend. Nur dann kann der Armzug korrekt ausgeführt werden und gleichzeitig funktioniert auch die Atmung sehr viel einfacher. Mit einem korrekten Armzug wird Schulterschmerzen vorgebeugt und trotzdem mehr Vortrieb erzeugt.
- Natürlich sollte auch im Trockentraining intensiv an den Schwachstellen gearbeitet werden. Aufbau der Stütz- und Bewegungsmuskulatur sowie Gelenkmobilisation und Dehnung sind wichtige Grundlagen für jede Sportart.
Die richtige Technik ist nicht nur wichtig, um die Leistung zu steigern. Sie ist vor allem dazu da, gesundheitliche Probleme zu vermeiden, damit du Schwimmen wirklich gesundheitsfördernd ausüben kannst. Denn mit ein paar technischen Grundlagen kommst du ins Gleiten und kannst dich elegant und mühelos durchs Wasser bewegen. Und dann macht es erst so richtig Spaß! Und das gilt genau genommen bei jeder Sportart. Egal ob es sich um Laufen, Schwimmen, Skifahren oder Krafttraining handelt.